Am 21. November machten sich das Referat für Frauen, Gender und Gleichbehandlungsfragen sowie das Referat für Bildungs- und Gesellschaftspolitik mit interessierten Studierenden auf den Weg in Richtung Alkoven, um das Schloss Hartheim zu besuchen. Im Rahmen einer zweistündigen Führung durch einen Guide, der ebenfalls (wieder) JKU-Student ist, erhielten wir viele Informationen und Details über die Euthanasieanstalt.
Schloss Hartheim ist ein bedeutendes Renaissanceschloss aus dem 17. Jahrhundert. Bereits 1898 richtete der OÖ Landeswohltätigkeitsverein eine Anstalt für „Schwach- und Blödsinnige, Idioten und Cretinöse“ ein. Bis 1940 wurden dort unter Obhut der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzent von Paul behinderte Menschen gepflegt. Im selben Jahr wurden schließlich Umbauarbeiten durchgeführt: es wurden auch Gaskammern errichtet. Zwischen 1940 und 1944 wurden im Schloss Hartheim 30.000 Menschen ermordet. Darunter fielen nicht nur körperlich oder geistig Behinderte, sondern auch psychisch Kranke und nichtarbeitsfähige Häftlinge aus den KZ Mauthausen, Gusen und Dachau. 1948 wurde das Schloss dem OÖ Landeswohltätigkeitsverein zurückgegeben. Nach 1954 wohnten aufgrund des Donauhochwassers 30 Mietparteien im Schloss. 1968 wurde schließlich erneut eine neue Behindertenbetreuungsanstalt eingerichtet, aufgrund der Umstände allerdings nicht im Schloss selbst, sondern daneben. 1969 entstand im Schloss eine Gedenkstätte für die Opfer der NS-Verbrechen. 1999 konnte das Schloss saniert werden und die Mieterinnen und Mieter zogen aus. 2003 konnte der Lern- und Gedenkort eröffnen. Seither wird versucht den Opfern einen Namen und ein Gesicht zurückzugeben.
Nach der Führung diskutierten wir mit unserm Guide noch über das Thema „Zukunft Menschenzucht“. Sind Abtreibungen behinderter Kinder bis in den 9. Monat hinein ethisch verantwortbar? Kann ein 12-Jähriger über eine lebenserhaltende Maßnahme entscheiden oder nicht? Wie würde die Sterbehilfe die Gesellschaft verändern, sodass nicht der Eindruck vermittelt wird ein Leben sei nichts wert?
Mit all diesen Eindrücken konnten wir einen spannenden Nachmittag verbringen, der nicht nur die oben genannten Fragen aufwarf. In diesem Sinne auch noch mal ein herzliches Dankeschön an Dich Bernhard, dass du unsere wissbegierigen Fragen geduldig beantwortet hast und uns viele interessante Aspekte aufgezeigt hast.