Das Referat für Bildungs- und Gesellschaftspolitik lädt euch in Kooperation mit der Studienvertretung Politische Bildung zu einem Online-Vortrag (Zoom) über "Wandlungsformen des Rassismus - Antirassismus in der Krise" mit dem Referenten Dr. Felix Riedel ein.
"Der Rassismus hat sich verändert. Nur extremste Ränder der Gesellschaft bekennen sich noch offen zur Rassentheorie. Wie der sekundäre Antisemitismus besteht der Rassismus heute aus Leugnung seiner Existenz. Zum bürgerlichen Schein gehört der Glaube, den Rassismus überwunden zu haben.
Der Grundsatz bürgerlicher Ideologie ist aber auch: Wer arm ist, hat selbst Schuld, wer reich ist, hat es verdient. Weil Rassismus Ungleichheit produzierte, werden aus bürgerlicher Perspektive tendenziell auch die Opfer des Rassismus für die Ungleichheit verantwortlich gemacht.
Antirassistische Praxis wird durch die bürgerlich-ideologische Dimension des Rassismus in die Krise gestürzt. Militanz führte zur erfolgreichen Abschaffung der Sklaverei und der Segregation, konnte aber nach der rechtlichen Befreiung die Eigentumsverhältnisse nicht wesentlich ändern. Daher ist das zentrale Ziel des bürgerlichen Antirassismus, den Rassismus von der Frage des Eigentums fernzuhalten und auf ein ideologisches Phänomen zu reduzieren. Blue-Eyed-Workshops sollen Rassismus erfahrbar machen und nicht wenige Critical-Whiteness-Zirkel ersetzen geschichtliches Begreifen durch Identitätspolitik. Hinzu kam die Übernahme antisemitischer Stereotypie durch antirassistische Bewegungen in den anglophonen Staaten. Einige Kritiker des identitätspolitischen und antisemitischen Antirassismus fallen jedoch noch hinter die Identitätspolitik zurück und lassen alte Rassentheorie ebenso wieder aufleben wie kollektivierenden Kulturchauvinismus.
Der Vortragführt in die Ideen- und Bildergeschichte des Rassismus ein und arbeitet Herausforderungen für die antirassistischen Praxis heute heraus. Wie verschleiert sich der Rassismus im Wandel der Zeit? Wie erklärt sich das Einwandern des Antisemitismus in die antirassistische Bewegung? Vor welche Möglichkeiten und Probleme sieht sich die antirassistische Praxis heute gestellt?"
Felix Riedel ist promovierter Ethnologe und freiberuflich in der politischen Bildung tätig. Er forscht und schreibt über gewaltanthropologische Themen (Antisemitismus, Islamismus, Rassismus, Hexenjagden).
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