Ein Unbekannter verfolgt dich schon seit Wochen fast täglich auf deinem Heimweg?
Deine Exfreundin schreibt dir schon seit Monaten jede Nacht 20 SMS?
Ein Studienkollege versucht dich bei jeder Gelegenheit an der Universität anzusprechen, stellt dir bei Mensafesten nach und kontaktiert auch deine FreundInnen, um mit dir in Kontakt zu treten, obwohl du das nicht möchtest?
Wenn man von einer Person mit verschiedensten Mitteln gegen den eigenen Willen bedrängt und belästigt wird – dann spricht man von Stalking. Dieses Thema betrifft Frauen wie Männer – leider auch an unserer Universität. Deswegen haben wir – das Team des ÖH-Sozialreferats – beschlossen, hier einen Themenschwerpunkt zu setzen und stehen euch zukünftig als erste Anlaufstelle beim Thema Stalking zur Verfügung.
Was ist Stalking?
Stalking ist dann gegeben, wenn eine Person eine andere Person gegen deren Willen über einen längeren Zeitraum beharrlich verfolgt und dadurch die betroffene Person in ihrer Lebensführung unzumutbar beeinträchtigt wird.
Wenn also jemand über einen längeren Zeitraum(hier ist die Kontinuität und Häufigkeit ausschlaggebend) hinweg:
- dir wiederholt auflauert, dich verfolgt oder dich ausspioniert
- dich wiederholt durch Anrufe, SMS oder andere Kommunikationsmittel belästigt
- dich in deinem persönlichen und/oder beruflichen Umfeld „terrorisiert“
dann ist das eine Form von Stalking.
Ziel der TäterInnen ist lt. Gewaltschutzzentrum OÖ etwa eine Beziehung aufzunehmen, einen Beziehungsabbruch rückgängig zu machen oder sich für Kränkungen zu rächen. Seit 1.7.2006 ist Stalking unter dem Begriff „Beharrliche Verfolgung“ (§ 107a StGB) ein gerichtlicher Tatbestand.
Was kann ich gegen Stalking tun? Wie soll ich reagieren?
Hier gibt es eine bewährte Vorgehensweise, die von sämtlichen Organisationen empfohlen wird:
Abstinenz:
Mache dem Täter/der Täterin nur EINMAL und UNMISSVERSTÄNDLICH klar, dass du keinen weiteren Kontakt mehr zu ihm/ihr willst. Diese unmissverständliche Mitteilung, sollte im Beisein einer anderen Person erfolgen. Für Gerichte ist diese eindeutige Mitteilung sehr wichtig.
Ignoriere ab diesem Zeitpunkt die Person konsequent!
Auch wenn du dich provoziert fühlst und es dir schwer fällt, sei in diesem Punkt konsequent, denn es geht dem Stalker um die Reaktion des Opfers. Für von Stalking betroffene Personen ist die vollkommene Ignoranz des Stalkers, der totale Abbruch der Kontakte und das Durchhalten dieser Maßnahmen eine sinnvolle Strategie sowie (bei gesetzlicher Voraussetzung) eine Anzeige bei der Polizei wegen „Beharrlicher Verfolgung“.
D.h. Nimm keine Geschenke oder Pakete des Täters/der Täterin entgegen. Beim direkten Kontakt weiche dem Stalker/der Stalkerin aus. Bei Telefonterror informiere dich über die technischen Schutzmöglichkeiten deines Telefonbetreibers. Beantworte keine SMS, Telefongespräche oder E-Mails. Wirst du mit dem Auto verfolgt, fahre direkt zur nächsten Polizeidienststelle.
In konkreten Bedrohungssituationen kontaktiere den Polizeinotruf 133 oder 112 (Euronotruf).
Ziel ist es, durch die ständige und konsequente Ignoranz dem Täter/der Täterin zu signalisieren, dass seine/ihre Bemühungen vergeblich sind. Hält man diese Strategie konsequent durch, ist die Chance recht gut, dass der Stalker/die Stalkerin das Interesse an dir verliert.
Transparenz:
Informiere dein privates und berufliches Umfeld darüber, dass du gestalkt wirst und bitte die betreffenden Personen keine Informationen über dich weiterzugeben.
Das stärkt dich und schwächt den Täter/die Täterin.
Dokumentation:
Dokumentiere jede Kontaktaufnahme und sichere jede Form von Beweismaterial. Alle E-Mails, SMS und schriftliche Nachrichten sind aufzuheben und abzuspeichern. Es ist ebenfalls sinnvoll Mobilboxnachrichten zu speichern und zusätzlich auf andere Tonträger aufzunehmen. Diese Beweise sind wichtig bei etwaigen rechtlichen Schritten. Wenn dir die Aufbewahrung der Unterlagen unangenehm ist, bitte eine Vertrauensperson, dies für dich zu übernehmen.
Am besten du führst ein „Tagebuch“ über die Vorfälle. Wichtig sind Angaben über:
- die Person (wenn bekannt; wenn unbekannt Personenbeschreibung)
- Datum, Uhrzeit und Ort
- Art des Vorkommnisses (Vorgeschichte, nähere Beschreibung, was passierte)
- Zeugen und Beweise (Ausgenzeugen, Briefe, Geschenke, SMS, E-Mails,…)
- Häufigkeit und Dauer
Zum Beispiel:
Wer: Peter
Wann: 30. März 2016; 15:00
Wo: in der Straßenbahn; Haltestelle Universität
Was ist passiert: Peter setzt sich in der Straßenbahn bewusst hinter mich, versucht mich anzusprechen und fasst mich an der Schulter an; ich steige sofort wieder aus;
Wer hat es gesehen: Hanna, Alex und Michi haben den Vorfall mitbekommen
Oder:
Wer: junge Frau; ca. 20 Jahre alt; braune Haare; ca. 175 cm groß; schlank; Studentin an der JKU;
Wann: 12. Mai 2016; 3:00
Wo: Zuhause
Was ist passiert: SMS um 3:00 früh „Wieso weist du mich immer ab? Ich will dich wieder sehen! Ich muss dich wieder sehen! Bitte triff dich endlich mit mir!“
Beweis: Sicherung der SMS
Häufigkeit: Die 10. SMS in dieser Nacht!
Konsequenz:
Auch wenn es dir schwer fällt auf die Belästigungen des Täters/der Täterin nicht zu reagieren, ist es doch unbedingt notwendig, dass du alle oben genannten Aktionen KONSEQUENT und AUSDAUERND befolgst.
Damit du geschützt bist und den Kontaktabbruch konsequent durchhalten kannst, gibt es einige Stellen die dir in dieser Situation Hilfestellungen geben können. Nütze die Möglichkeit der Beratung bei diesen spezialisierten Einrichtungen.
Wichtige AnsprechpartnerInnen:
Im Folgenden haben wir dir die, für Studierende an der JKU, wichtigsten AnsprechpartnerInnen aufgelistet:
Psychologische Studierendenberatung an der JKU:
Die PsychologInnen und PsychotherapeutInnen der psychologischen Studierendenberatung beraten und betreuen dich – auch zum Thema Stalking – kostenlos und vertraulich.
Kontakt:
Psychologische Studierendenberatung
Altenbergerstraße 69 (HF 1. Stock); 4040 Linz
Telefon: 0732/ 2468 7930
Website: www.studentenberatung.at/
Gewaltschutzzentrum Oberösterreich:
Das Zentrum für Gewaltprävention und Opferschutz bietet Information, Beratung und Unterstützung für Opfer von Stalking Hier werden Frauen und Männer gleichermaßen kostenlos und vertraulich betreut. Das Gewaltschutzzentrum begleitet Stalkingbetroffene auch vor Gericht.
Kontakt:
Gewaltschutzzentrum Oberösterreich
Stockhofstraße 40 (Eingang Wachreinergasse 2/5.Stock); 4020 Linz
Telefon: 0732/ 60 77 60
Website: http://www.gewaltschutzzentrum.at/ooe/
Autonomes Frauenzentrum:
Das autonome Frauenzentrum bietet psychosoziale und rechtliche Beratung für Frauen. Die Beratungen sind kostenfrei und vertraulich. Darüber hinaus begleitet das autonome Frauenzentrum Opfer von sexueller oder körperlicher Gewalt und Stalking während eines Prozesses. Vom autonomen Frauenzentrum werden überdies Kurse zu Selbstbehauptung, Selbstbewusstsein und Selbstverteidigung angeboten (siehe Website).
Kontakt:
Autonomes Frauenzentrum
Starhembergstraße 10/2; 4020 Linz
Telefon: 0732/ 60 22 00
Website: www.frauenzentrum.at
Männerberatung Oberösterreich:
Die Männerberatung Oberösterreich bietet Beratung und Psychotherapie ausschließlich für Männer. Die Beratung ist streng vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Leider ist dieses Angebot nicht kostenlos: Der Kostenbeitrag für die Beratungs- und Therapiestunden wird anhand der Einkommenshöhe festgelegt (für Studierende wird normalerweise der günstigste Tarif - 9 EUR - verrechnet)
Kontakt:
Männerberatung
Figulystraße 27; 4020 Linz
Telefon: 0732/ 66 64 12
Website: www.familientherapie-zentrum.at
Weitere wichtige Kontakte:
- aKg Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen an der JKU: 0732/ 2468 4830
- Ombudsstelle JKU: 0732/ 24 68 3050
- Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/ 222 555
- Krisenhilfe OÖ: 0732/ 21 77
- Opfer-Notruf: 0800/ 112 112
Stand: Mai 2022